Zen
Die Kraft der Leere
Schon Ende des 16. Jahrhunderts verstanden einige Schwertkämpfer die Ausübung der Schwerttechniken jenseits ihres rein praktischen Nutzens im Kampf. In der Ausbildung diente das Schwert als ein Instrument der Erziehung und zur Kontrolle des Selbst.
Mugai Ryu Iaido befasst sich deswegem neben dem Körpertraining auch mit der Ausbildung zum Menschen, vor dem Hintergrund der japanischen Philosophie und des Zen. Im Gegensatz zum hier bekannten Za-Zen, dem sitzenden Zen, ist
Mugai Ryu Iaido Zen in Bewegung.
Die Aktivität, die man gerade in diesem Augenblick ausübt, vollkommen konzentriert, ohne dabei irgendwelchen Gedanken nachzugehen, ist einer der Grundgedanken des Zen. Je größer der Fokus auf der ausgeführten Bewegung liegt, desto besser ist die Ausführung. Dieser Fokus sorgt für eine neue Selbstwahrnehmung, Grenzen verschieben sich, und eine Art der Verschmelzung mit der Umwelt kann gerade durch diesen Fokus entstehen.
Aura und Zen
Die „Aura“, die ein Iaidoka während des Trainings um sich schafft, beeindruckt auch Außenstehende. Schon bevor das Schwert gezogen wird kann einem aufmerksamen Gegner klar gemacht werden, dass ein Kampf nicht lohnt. Furcht und Zweifel haben keinen Platz im Geist von gut trainierten Iaidoka. Die Ausstrahlung lässt auch Grenzen verschwimmen: So kann eine körperlich kleiner Mensch mit einer starken Ausstrahlung sehr groß erscheinen. Und durch die Kraft dieser „Aura“ wächst er auf eine eigene Art an.
Oberste Maxime ist es natürlich, es gar nicht zum Kampf kommen zu lassen. Auch das ist im Sinne von Zen, da eine Eskalation, ein Kampf immer ein Durchbrechen von Einheit und Ausgeglichenheit bedeutet.
Hierbei ist die „Aura“, die der Iaidoka aufbaut, ein wichtiges Mittel. Denn je nach geistiger Stärke eines Gegners kann allein durch das Auftreten der „Kampf“ beendet sein, bevor er begonnen hat.